Ewig währt der Kampf mit dem Kopierer
Ich sprinte den Berg hinauf. Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich schon viel zu spät dran bin.- Kann ich das noch schaffen? Weiter. Keine Zeit zum Durchatmen. Im Kopf höre ich das unaufhörliche Ticken der Uhr. Das Ticken scheint mich zu verhöhnen. Ich laufe noch einen Schritt schneller. Vor der Schule angekommen, atme ich tief durch. 7:10. Die Tür vom Lehrerzimmer ist noch zu. Es scheint noch kein Kollege anwesend zu sein. Glück gehabt. Ich lege meine Sachen ab und gehe schnellen Schrittes zum Kopierraum. Schlüssel ins Schloss. In meinen Augen: Ein letzter hoffnungsvoller Blick, der zugleich zerstört wird. Beide Kopierer sind schon von beiden Kollegen blockiert.
„Bei mir müssen nur noch die 52 Kopien durchlaufen.“ „Kein Problem, ich warte.“
Ich blicke wieder auf die Uhr: Tick. Tack. Tick Tack. Die Kopierer schnurren. Der Kollege am anderen Kopierer flucht leise über Formatierung und Helligkeit. Die Kopierer schnurren weiter. Der Kollege wirft entnervt das nächste Blatt Papier in den Müll. Ich nicke ihm aufmunternd zu. – Ich kenne das Problem nur zu gut. Gestern habe ich auch gekämpft: Ein Buch. Ein Kopierer. Eine Referendarin. Ein entschlossener Gedanke. – Ich werde es schaffen: Hochformat A4. Doppelseitig bedruckt. Auch, wenn das Buch zu groß und zu breit für A4 Hochformat ist. „Kopierer, ich werde es dir zeigen!“ „ Ich tippe schneller die Befehle in den Kopierer ein als mein Schatten parallel kopieren kann.“- Und dann das: Halber Text auf halbem Hochformat. Und auch noch viel zu dunkel. Buch drehen. Zoom verändern. Noch mal versuchen. Wieder nichts. – Als ich nach dem gefühlten hundertsten Versuch aufgeben wollte, habe ich es doch noch geschafft. Eine Kopie in A4 Hochformat doppelseitig bedruckt bei optimaler Helligkeit. Frau K. vs. Kopierer 1:0. Jubelfeierstimmen in meinem Kopf. – „Jetzt nur noch 26 Kopien davon anfertigen und ab geht es nach Hause.“, habe ich mir gestern noch gedacht. Doch der Kopierer hat zum fiesen Gegenschlag ausgeholt: Kein Kopierpapier mehr! Höhnisch verlacht er mich. Der andere Kopierer befindet sich schon seit der zweiten großen Pause im Aus: Toner leer! Ausgleich. Das Duell wird auf den nächsten Morgen vertagt.- Da stehe ich nun und warte, dass endlich einer der beiden Kopierer frei wird. Die Uhr tickt weiter. Die Kopierer schnurren. Bis: Piep! Piep! Piep! Wieder ist das Kopierpapier leer. Doch zum Glück liegt heute neues Papier bereit. Ich reiche dem Kollegen einen Stapel. Der andere Kollege flucht immer noch. Endlich! Er ist fertig. Jetzt kann mein Kampf mit dem Kopierer in die nächste Runde gehen. Fest entschlossen werfe ich dem Kopierer einen überlegenden Blick zu. Arbeitsblatt in den Einzug legen. Befehl: Zweiseitig-Zweiseitig geklickt. Und er schnurrt. Innerlich genieße ich schon meinen Triumph. Sehe mich schon auf dem Weg in die Klasse. Doch dann das. Das leise Surren des Kopierers wird zu einem unguten Brummen. Kopierstau. Der Kopierer gleicht erneut aus. – Aber nicht mit mir! Abdeckungen auf! Papier raus. Warten. Warten. Er gibt sich geschlagen. Surrt friedlich weiter. Sieg nach Punkten für Frau K. 26 Kopien. Doppelseitig bei optimaler Helligkeit bedruckt.
Tick Tack. Tick Tack. – Mist, ich habe die Zeit ganz vergessen. Noch fünf Minuten bis Stundenbeginn… Ich loche noch schnell die Kopien, raffe meine Sachen zusammen und stürme an den wartenden, etwas genervt dreinblickenden Kollegen vorbei. – Den Moment kann ich als Sieg für mich verbuchen. Doch schon morgen kann der Kopierer zum erneuten Gegenschlag ausholen, wenn ich die Klausurbögen kopieren muss.
Ein Sprint den Berg hinauf. Ein neuer Kampf mit dem Kopierer. Ein Wettlauf gegen die Zeit.
In dem Fall immer daran denken:
KEEP KALM AND CARRY ON!