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Orientierung im Internet der Halbwahrheiten und Fake News – zur Rolle des naturwissenschaftlichen Unterrichts
Vortragende/r: Prof. Dr. Anke Meisert
Datum:17. März 2023
Zeit:14:15 - 15:15 Uhr

Ob Klimawandel, Impfpflicht oder Tierschutz - zu vielen kontrovers diskutierten Themen mit naturwissenschaftlichen Bezügen existieren im Internet (vor allem über Social Media) Beiträge unterschiedlichster Qualität. Naturwissenschaftlicher Unterricht, der im Kontext entsprechender Bewertungsfragen auch Bezüge zum Alltagswissen der Lernenden bzw. zum öffentlichen Diskurs herstellt (z.B. durch offene Recherche-Aufgaben), ist nahezu unausweichlich mit der Aufgabe konfrontiert, auch die Qualität von Informationen bzw. Quellen zu reflektieren. Themenübergreifende Kriterien wie die des CRAAP-Modells sind für die Einschätzung von Informationen mit naturwissenschaftlichen Bezügen dabei nur bedingt geeignet, da es nicht nur um die Unterscheidung zwischen Alltagswissen und wissenschaftlich fundiertem Wissen, sondern auch um Beiträge mit wissenschaftsskeptischem Hintergrund geht. Die fachliche Beurteilung der Informationen würde hier einen Ausweg bieten, ist aber oft kaum zu leisten (z.B. zu Befunden der medizinischen Forschung). Spezifischere Ansätze, die die Evaluation der wissenschaftlichen Expertise der Autor:innen in den Vordergrund stellen, vernachlässigen hingegen die Vielfalt der Formate problematischer Informationen. Vielversprechend erscheint daher ein mehrperspektivischer Ansatz, der einerseits den unterschiedlichen Formaten problematischer Informationen gerecht wird, sich aber nicht auf unspezifische Kriterien wie Aktualität oder Quellentransparenz beschränkt. Kriterien wie fachliche Adäquatheit und Wissenschaftlichkeit sowie eine Unterscheidung zwischen Alltagswissen und wissenschaftlichem Wissen werden entsprechend bzgl. ihres Potenzials reflektiert und als Teil eines umfassenderen Quellen-Evaluationsmodells vorgestellt.