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Entprofessionalisierung der Lehrerbildung

MNU fordert attraktives und qualitativ hochwertiges Referendariat für angehende Lehrkräfte

Mit Besorgnis haben zahlreiche MINT-Lehrkräfte verschiedener Schulformen auf das vom Kultusministerium veröffentliche Vorhaben zur Gewinnung von Lehrkräften reagiert. Im Praxisorientierten Handlungsleitfaden (MK; Juni 2022) wird die Steigerung der Attraktivität des Vorbereitungsdienstes als elementares Ziel ausgewiesen. Gleichwohl wirken sich viele der geplanten Maßnahmen einschränkend auf die Qualität und somit die Attraktivität des Vorbereitungsdienstes aus.

MNU Niedersachsen hat darauf reagiert. In einer Stellungnahme an das Kultusministerium wurde unter anderem dargelegt, dass die vom Kultusminister vorgesehene Kombination aus Anhebung der Unterrichtsverpflichtung und der gleichzeitigen Deckelung von lernförderlichen Beratungsbesuchen durch die Ausbildenden der Studienseminare zu einem massiven Qualitätsverlust der zweiten Ausbildungsphase führt.

Für die naturwissenschaftlichen Fächer ergeben sich durch ihre rechtliche Einstufung als gefahrengeneigter Unterricht besondere Probleme: Fachleiterinnen und Fachleiter können angehenden Lehrkräften die oftmals mit der Nutzung von Gefahrstoffen verbundene Unterrichtsgestaltung nur eingeschränkt vermitteln und die damit verknüpfte Sicherheit der Lernenden im Fachunterricht nicht angemessen gewährleisten. Ferner erscheint es den Studienseminaren nicht umsetzbar, dass Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst auf diese Weise die Kompetenz erwerben können, Kindern verschiedener Altersstufen die vorwiegend fachpraktisch ausgerichteten Aspekte des Fachunterrichts nahezubringen.

Außerdem verändert und erweitert die Digitalisierung die Unterrichtspraxis vielschichtig. Durch die Einschränkung der Unterrichtsbesuche im Referendariat wird jedoch die Möglichkeit genommen, angehenden Lehrkräften die Möglichkeiten und Herausforderungen des Lehrens und Lernens in der digital basierten Welt nahezubringen. Die geplante Limitierung der Unterrichtsbesuche im Referendariat konterkariert die Bestrebungen des Landes, eine zeitgemäße Bildung unserer Kinder in der Kultur der Digitalität sicherzustellen. Insbesondere das Fach Informatik trägt wesentlich zum Verständnis der digitalisierten Lebens- und Berufswelt bei. Verschlechterte Ausbildungsbedingungen drängen evtl. interessierte Studienabsolventen noch stärker in andere Berufe und können nicht dazu beitragen, den Bedarf an professionell ausgebildeten Informatiklehrkräften perspektivisch zu decken.

Vereinfachter Quereinstieg

Der Quereinstieg in einen pädagogisch, didaktisch und fachlich anspruchsvollen Beruf soll nochmals erleichtert werden. Durch die Vorhaben des Kultusministeriums werden jedoch nicht die dafür notwendigen Qualifizierungsmaßnahmen ausgebaut, vielmehr werden die bisher an die Bewerberinnen und Bewerber gestellten Ansprüche weiter abgesenkt.

Niemand kann sich vorstellen, dass Fachkräfte, die in ihrem eigentlich erlernten Beruf keine dauerhafte Beschäftigung finden konnten, ohne umfangreiche Qualifizierung via Quereinstieg beispielsweise als Ärzte arbeiten dürfen. Warum wollen wir das in einem hochsensiblen Beruf zulassen, in dem an offenen Gehirnen und Seelen von Heranwachsenden operiert wird? Der niedersächsische MNU-Verband spricht sich deshalb dafür aus, das Instrument des Quereinstiegs allenfalls ergänzend zu nutzen. Darüber hinaus sollten dann folgende Aspekte berücksichtig werden:

  • Ausführliche Prüfung der Kandidaten auf fachliche, didaktische und vor allem pädagogische Eignung durch entsprechend geschultes Fachpersonal
  • Umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen durch Universitäten und Studienseminare vor Aufnahme unterrichtlicher Tätigkeiten
  • Begleitende Ausbildung und Unterrichtsberatung in den ersten zwei Jahren durch die Studienseminare
  • Rücknahme der Kürzung der Anrechnungsstunden für Ausbildende von einer Anrechnungsstunde auf 0,5 Stunden
  • Feststellung der dauerhaften Eignung nach einer angemessenen Probezeit mit Möglichkeit zum Beenden des Arbeitsverhältnisses durch die Schule

Das Maßnahmenpaket ist nach Auffassung von MNU Niedersachsen zu kurz gedacht: Ein Blick in unsere Lebenswelt zeigt auf, wie bedeutsam die Naturwissenschaften für unsere Gesellschaft sind: Bewältigung einer Pandemie, Sicherstellung einer nachhaltigen Energieversorgung, Gewährleistung der nationalen und globalen Nahrungsversorgung. Kinder müssen im Rahmen ihrer schulischen Bildung qualitativ hochwertigen und motivierenden Unterricht erfahren, um die steigenden Bedarfe an Auszubildenden und Studierenden der naturwissenschaftlichen Fächer zukünftig decken zu können. Es ist nicht verantwortlich, dies in einer hoch innovativen Volkswirtschaft an einem starken Wissensstandort aus dem Blick zu verlieren.


 

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