NRW 4.0 - Lernen im Digitalen Wandel

Das halbe Kabinett der nordrhein-westfälischen Landesregierung war am 11. März 2016 in der Stadthalle Neuss vertreten, um den Kongress „NRW 4.0 – Lernen im Digitalen Wandel“ mitzugestalten. Das macht eindringlich deutlich, welche Bedeutung dieses Thema in Nordrhein-Westfalen hat und das hier bundesweit eine Vorreiterrolle eingenommen wird. Die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft stellte in ihrem Eingangsstatement deutlich heraus, welche Schritte Nordrhein-Westfalen schon unternommen hat. Digitales Lernen soll die Qualität des Lernens verbessern, so dass Schülerinnen und Schüler die technologischen, intellektuellen und sozialen Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt erwerben können. Der Kongress war Baustein in einem Dialogprozess der Ende des Jahres 2015 begann und der im Sommer 2016 mit der Verabschiedung eines Leitbilds zum Lernen im Digitalen Wandel endet.

Als Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung sprach Prof. Dr. Wolfgang Schuster die Keynote. Seiner Ansicht nach erfordert die Digitalisierung Transformationsprozesse in Schulen, Universitäten und Unternehmen, eine Integration in alle Bildungsbereiche, denn der Rohstoff der Zukunft sind die Daten. Wir müssen die Veränderungen verstehen, mit Ihnen reflektiert umgehen, dabei sind die MINT-Fächer gefordert. Die Wertschöpfung findet vor allem in den USA statt, es besteht daher Gefahr für die deutsche Industrie. Der Schlüssel ist letztlich die Bildung. Doch dafür müssen zehn Hausaufgaben gemacht werden: Bildungspass für Alle, Kompetenzmodell für digitales Lernen, Lehrkräfte fortbilden und Unterricht individualisieren, Team-Gedanke entwickeln, digitale Entwicklung als Schulentwicklung, Ausbildung von Lehrkräften verbessern, verbindliche Vorgaben und Bildungspläne anpassen, digitale Ausstattung samt pädagogischen Konzept der Schulen verbessern, Partnerschaften eingehen, Spieltrieb für eigene Entwicklungen nutzen, z.B. Programme schreiben.

Einen temperamentvollen Impulsvortrag hielt Prof. Dr. Klemens Skibicki von der Cologne Business School. Seiner Ansicht nach ist social media eine Kulturtechnik. Top-Down-Prozesse sind nicht mehr sinnvoll, weil in der vernetzten Welt Netzwerkdenken erforderlich ist. Digital ist Netzwerkmethodik.

Sylvia Löhrmann, die nordrhein-westfälische Bildungsministerin, war prominenteste Teilnehmerin der anschließenden Podiumsdiskussion. Sie sieht digitale Medien als Querschnittsaufgabe an. Im Beispiel eines mit eigenen Fotos selbst erstellten Memorys sieht sie den Wechsel der Rolle von Konsumenten zum Produzenten. Allerdings handelt man dabei lediglich auf der Anwendungsebene, die technologische Ebene bleibt außen vor. Entgegen der Praxis vieler Schulen wurde die WLAN-Ausleuchtung als besonders wichtig herausgestellt, um mit Smartphones, Tablets oder dem BYOD-Ansatz überhaupt arbeiten zu können. In dieser Technik wird die Chance zur Individualisierung des Lernens gesehen. Prof. Olesch betonte die Bedeutung der Moral für die Schule, als Antwort auf Cybermobbing & Co. Befremdlich war die geäußerte These, dass der klassische PC-Raum ein Fachraum Informatik ist und nichts mit dem zu tun hat, worüber hier gesprochen wird. Wenn es hier aber um digitale Bildung geht, so kann dies ohne Informatik nicht funktionieren, weil sie die technologische Perspektive abdeckt und erklärt, wie die digitale Welt funktioniert. Ohne Verständnis der Zusammenhänge kann man nicht selbstbestimmt handeln.

Zum Abschluss der Vormittagssession wurde in einem Video ein Algorithmus zum Kochen einer Tasse Kaffee vorgeführt. Es zeigte was überhaupt ein Algorithmus ist und was alles schief gehen kann, wenn man nicht ganz genau die einzelnen Schritte angibt. Da kann es auch passieren, dass die Tasse gekocht wird.

Am Nachmittag wurde der Kongress mit fünf parallelen Workshops fortgesetzt. MNU-Vorstands-mitglied Andreas Pallack hatte die Ehre den Workshop Schule und Weiterbildung von Sylvia Löhrmann mit einem Beitrag zum Thema Schule nachhaltig entwickeln mit digitalen Medien einzuleiten. Seinen Bericht illustrierte er mit Beispielen aus dem SINUS.NRW Projekt. Dabei legte er einen Schwerpunkt auf die Unterrichts- und Schulentwicklung sowie die Balance zwischen Tradition und Innovation. Seine These, die er mit Erfahrungen aus dem Projekt und Studien belegte: Im Vordergrund müssen stets Fragen der Didaktik und nicht der Technik stehen.

MNU-Vorstandsmitglied Gerhard Röhner war Teilnehmer des Workshops Selbstbestimmtes Leben. In den Inputs zu diesem Workshop war viel von der Bedeutung der Medienpädagogik zu hören. Der Begriff Medienkompetenz wurde vielfach in das Zentrum gerückt. Dabei wurde allerdings übersehen, dass Medienpädagogik und Medienkompetenz Begriffe aus einer Zeit sind, als es das Internet, die Digitalisierung und das Smartphone in den Schulen noch gar nicht gab. Für eine digitale Bildung greifen diese Ansätze zu kurz. Wer in der digitalen Welt selbstbestimmt handeln will, muss die digitalen Erscheinungen auch verstehen. Die Nutzung einer App ist immer einfach, aber wie gehe ich damit um, wenn bei der Installation der App die Freigabe des Kontakteordners verlangt wird? Bildung in der digital vernetzten Welt erfordert außer der anwendungsbezogenen, der gesellschaftlich-kulturellen auch die technologische Perspektive, welche von den MINT-Fächern und insbesondere von der Informatik vertreten wird. Es bleibt zu hoffen, dass die diesbezüglichen Diskussionsbeiträge tatsächlich zu einer Überarbeitung der Workshopthesen führen.

Insgesamt hat der Kongress sehr deutlich gemacht, dass wir uns alle als MNU-Mitglieder auf die Veränderungen beim Lernen im digitalen Wandel einstellen müssen, denn es ist auch unsere Aufgabe den Wandel aktiv mitzugestalten und die spezifischen Beiträge der MINT-Fächer klar herauszustellen.

Gerhard Röhner

 

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