Baden Wurttemberg Titelbild
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Am 24.6.2017 fand an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe in Kooperation mit dem MNU Deutschland, dem DZLM, T3 und dem Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymnasien), der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und dem GDCh-Lehrerfortbildungszentrum an der PH die dritte Junglehrer-Tagung (JuLe-Tagung) in Baden-Württemberg statt. Zur Freude aller Veranstalter kamen über etwa 100 angehenden, junge oder junggebliebene MINT-Lehrkräfte an den Tagungsort.

 Eingangsvortrag: "Sprachsensibler Fachunterricht"

 Josef Leisen, ehemaliger Leiter des Studienseminars für das Lehramt an Gymnasien in Koblenz und Professor für Didaktik der Physik an der Universität Mainz, stellte in seinem Vortrag das Konzept des sprachsensiblen Fachunterrichtes vor. Dieses stützt sich auf die These, dass Fach- und Sprachlernen in einer wechselseitigen Beziehung steht. Demnach ist Sprachlernen ein integrativer Bestandteil des Fachlernens.

Voraussetzung für die Gestaltung eines sprachsensiblen Fachunterrichtes seitens der Lehrkraft ist die Unterscheidung zwischen Handlungs- und Bildungssprache. Die Handlungssprache fällt Lernenden erfahrungsgemäß leicht. Mit ihrer Hilfe reproduzieren oder kommentieren Lernende ihre konkreten Tätigkeiten, Beobachtungen oder Ergebnisse im Unterricht. Diese Beiträge sind u.a. durch unpräzisen Wortgebrauch oder durch Gedankensprünge gekennzeichnet. Kerngeschäft des Fachunterrichts auf sprachdidaktischer Ebene ist es daher, Anlässe für sprachliches Handeln (Lesen, Sprechen, Schreiben) zu schaffen, durch die die Handlungssprache schrittweise und nach dem Prinzip des kumulativen Lernens in Bildungssprache überführt werden kann.

Die vielfältigen Darstellungsformen des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichtes wie Bilder, Karten, Diagramme, Tabellen, Präparate, Funktionsmodelle, chemische Formeln oder mathematische Gleichungen leisten einen hohen Beitrag zur Sprachbildung. Leisen rät zur Methode des Wechsels der Darstellungsformen, da immer dann, wenn eine Darstellungsform in eine andere überführt wird, Gelegenheiten zum Sprechen, Schreiben und Lesen eröffnet werden.

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Die für den Fachunterricht zu verwendende Sprache fasst Leisen nicht als unabhängig vom Fachunterricht verfügbares „Transportmittel“ auf, sondern als eines sich mit dem Fachunterricht entwickelndes „Konstruktionsmittel“, ein Werkzeug, das sich im Rahmen von Verstehensprozessen erst herausbildet. Die vier Steuerungselemente einer sprachlichen Lernumgebung lauten Aufgabenstellung, Materialien/Methoden, Moderation und Diagnose/Rückmeldung. Methoden-Werkzeuge zur Sprachbildung sind Werkzeuge, die kommunikative Situationen im Unterricht erzeugen, unterstützen und bewältigen helfen. Diese sowie das Lehr-Lern-Modell des sprachsensiblen Fachunterrichts stellt Leisen im „Handbuch Sprachförderung im Fach – Sprachsensibler Fachunterricht in der Praxis“ (2013) sowie in zahlreichen frei verfügbaren downloads vor.

Wir danken Herrn Prof. Leisen ganz herzlich für seinen so unterhaltsamen und lehrreichen Vortrag.

Helmholtz-Lehrerpreis 2017

Nach dem Vortrag von Herrn Prof. Leisen erfolgte die Verleihung des Helmholtz-Lehrerpreises 2017. Gestiftet wird der Preis von der Helmoltz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren in Zusammenarbeit mit Jugend forscht und MNU. Geehrt wurden Projekt betreuende Lehrerinnen und Lehrer für deren besonderes Engagement bei der Schaffung von Strukturen, die Schülerinnen und Schüler zur Teilnahme am Jugend forscht-Wettbewerb motivieren.

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Workshops

Im weiteren Verlauf des Vormittags und des frühen Nachmittags konnten die Teilnehmer/-innen aus den zehn angebotenen Workshops in den MINT-Fächern Physik, Biologie, Chemie, Mathematik sowie NwT/Astronomie auswählen. Dabei kamen die Teilnehmer/-innen in den Genuss, Einblicke in aktuelle fachwissenschaftliche und fachdidaktische Entwicklungen von exzellenten Fortbildnern zu erhalten. Es würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, alle Workshops der Tagung vorzustellen. Daher sollen im Folgenden exemplarisch nur einige etwas ausführlicher erwähnt werden.

So präsentierte Prof. Dreesmann von der Universität Mainz wie Ameisenforschung mit Hilfe eines Experimentierkoffers Einzug in das Klassenzimmer halten kann. Im Fokus steht hierbei die in Deutschland weit verbreitete Ameisenart Temnothorax nylanderi, welche u.a. in hohlen Eicheln lebt und von Schülerinnen und Schülern problemlos in kurzer Zeit entdeckt werden kann. Die kleinen Kolonien lassen sich sogar im Klassenzimmer über einen langen Zeitraum halten. Im Workshop wurden entsprechende Module und das erforderliche Material vorgestellt.

Informationen
www.ameisen-in-schulen.de

Frau Dr. Lischke-Weis vom Deutschen SOFIA Institut (DSI) der Universität Stuttgart stellte in ihrem Astronomie-Workshop eine außergewöhnliche Sternwarte vor. Die Abkürzung SOFIA steht nämlich für Stratosphären Observatorium für Infrarot Astronomie, bei dem es sich um eine fliegende Infrarot-Sternwarte, einer umgebauten Boing 747, mit einem deutschen 2,7 m Teleskop an Bord handelt. Anhand von Experimenten aus dem Infrarot-Experimentierkoffer ging sie auf die technischen Besonderheiten der umgebauten Boeing 747 ein und erklärte die Infrarot-Strahlung sowie ihre Bedeutung für die Astronomie. Zusätzlich stellte Frau Bäzner-Zehender, die im Februar diesen Jahres an zwei Forschungsflügen teilgenommen hat, das deutsche SOFIA Mitflugprogramm vor, das Lehrern/ Leherinnen die Möglichkeit bietet, aktuelle Forschung und modernste Technik hautnah zu erleben.

Herr Thomas Degner vom Liselotte-Gymnasium Mannheim zeigte den Workshopteilnehmern in seinem Workshop "Digitale Helfer im Chemieunterricht", wie man mit einer einfachen Plickers-Umfrage am Tablet oder Smartphone ganz leicht diagnostizieren kann, auf welchem Stand die Schüler im Chemieunterricht sind. Dies öffnet dem differenzierten Unterricht die Türen. Des weiteren wurden vielfältige Programme, Apps und digitale Hilfsmittel vorgestellt, die in der täglichen Arbeit das Generieren von Strukturformeln und Lernumgebungen erleichtern.

In der Mathematik wurde der Einsatz von Tablets anhand des IPads durch Jürgen Kury vom Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Berufliche Schulen) Freiburg vermittelt. Er gab einen Einblick in eine Unterrichtsstunde mit dem Thema "Brennpunkteigenschaft der Parabel", wie er sie tabletgestützt im Unterricht gestaltet. Dabei wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Schülerinnen und Schüler mit kompetenzorierntierten Aufgaben selbständg arbeiten, sowie eigenständig vielfältige Übungsmöglichkeiten auf einer digitalen Plattform nutzen können. Material zum download.

Carl-Julian Pardall vom Hebel-Gymnasium in Schwetzingen zeigte den Lehräften in seinem Workshops, wie man die Mathematisierung in Klasse 7 altersgerecht gestalten kann. Zudem wurde durch allerlei unterrichtserprobte Experimente und Materialien vorgestellt und ausprobiert.

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Im Workshop von Ute Kleinknecht und Veronika Kollmann vom Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung (Gymn.) Stuttgart unter dem Titel "Planung von Mathematikunterricht unter besonderer Berücksichtigung sprachlicher Aspekte" wurde der Eingangsvortrag von Herrn Prof. Leisen aufgegriffen. Darin wurden sprachliche Hürden für Schülerinnen und Schüler im Mathematikunterricht aufgezeigt und Leitlinien vermittelt. In praktischen Übungen anhand geeigneter Methoden konnten sich die Lehrkräfte auf zukünftigen Unterricht mit sprachsensiblen Anteilen vorbereiten.

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Es fanden viele weitere, hochinteressante Workshops statt, die alle sehr zahlreich besucht waren. Der gesamte Vorstand möchte sich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen Workshopanbietenden, die den MNU bei der JuLe unterstützt haben, bedanken. Ohne diese Arbeit wäre die Tagung nicht möglich gewesen.

Eindrücke

Vom Wald ins Klassenzimmer – Ameisenforschung

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Gar nicht so einfach die kleinen Lebewesen zu beobachten. Mit Hilfe eines Binokulares ließen sich verschiedene Versuchsansätze aber verfolgen. Forscher auf der Pirsch.

Digitale Helfer im Chemieunterricht

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 Jürgen Kury - Einsatz von Tablets im Mathematikunterricht

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Carl-Julian Pardall - Kinematik erleben und verstehen -

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Ausstellung

Neben den Vorträgen und Workshops konnte jeder/jede Teilnehmer/-in eine umfangreiche Ausstellung der Sponsoren und Kooperationspartner besuchen. Zudem zeigten zahlreiche Schulbuchverlage und Lehrmittelhändler auf einer großen Fläche, was sie zu bieten haben.

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Abschlussvortrag "Historische Geheimtinten der CIA"

Den Abschlussvortrag hielt Prof. Ducci vom Institut der Chemie der PH Karlsruhe. Der Titel seines Vortrags lautete: „Historische Geheimtinten der CIA“. Darin berichtete Prof. Ducci, dass im Jahre 2011 der damalige CIA-Direktor Leon Panetta die Vertraulichkeit von Dokumenten aufhob, die 93 Jahre lang als amerikanisches Staatsgeheimnis eingestuft wurden. Aus chemischer Sicht ist besonders interessant, dass das Konvolut u. a. zahlreiche Rezepturen zur Herstellung unterschiedlicher Geheimtinten für den damaligen Einsatz im Nachrichtendienst enthält.

Im Experimentalvortrag griff Prof. Ducci eine Auswahl der Versuchsvorschriften heraus, überzeugte das Publikum in zahlreichen Experimenten von der Wirksamkeit der Rezepturen und beleuchtete die chemischen Hintergründe. Darüber hinaus zeigte er auf, dass diese Materialien für den Einsatz im Chemieunterricht hervorragend geeignet sind. Abschließend stellte er in einem weiteren Experiment vor, wie aus Haushaltsprodukten UV-Geheimtinte hergestellt werden kann.

Die MNU bedankt sich im doppelten Sinne bei Herrn Prof. Ducci, da er nicht nur den Tagungsort ermöglicht hat, sondern auch einen schönen, motivierenden und faszinierenden Schlusspunkt an das Ende einer sehr gelungenen Veranstaltung gesetzt hat.

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Kontakt

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